Abfallverwertung galt in der Geschichte der Menschheit lange Zeit als völlig normal. Im 19. Jahrhundert war das Recyceln von Materialien wie Papier, Lumpen und Knochen in Unternehmen wie Haushalten unabdingbar. Während der beiden Weltkriege intensivierten viele Staaten ihre Bemühungen, Ressourcen für die Kriegswirtschaft wiederzuverwerten. Heute ist es ein Konzept mit Zukunft, wie die aktuelle Auseinandersetzung mit ‚Abfall‘ bis hin zur Umnutzung von Gebäuden zeigt. Eine Gesellschaft, die sich digitaler Kommunikation an Bildschirmen verschrieben hat, entwickelt neue Wertschätzung für Materialflüsse, Handwerk und Instandhaltung.
In der „Schmutzigen Ecke" der Ornamenta wird all das thematisiert. Sie ist in der Matthäuskirche eingerichtet, ein aus Kriegsschutt erbautes Wahrzeichen der Nachkriegsmoderne und ein Vorzeigeexemplar zirkulären Bauens. Dort diskutieren Menschen über Tabus und kulturelles Erbe, um Wege zu einer gerechteren Gesellschaft und nachhaltigeren Baupraktiken zu finden. Der Architekt der Matthäuskirche, Egon Eiermann, fand: „Eine Kirche ist genauso ein Zweckbau wie eine Bedürfnisanstalt“ und warb so für einen fortschrittlichen Pragmatismus.
Ausdruck dieses Denkens sind in der Ausstellung "Schmutzige Ecke: über Kreisläufe, Nüchternheit und Schutt" Arbeiten des Künstlers Josse Pyl, der Architektur- und Stadtplanungsgruppen Summacumfemmer und des Büros Juliane Greb zusammen mit ARCH+, des Künstlerkollektivs Spazio Cura sowie das Designstudio ThusThat in Zusammenarbeit mit der Scheideanstalt Heimerle + Meule. Die jungen Designer*innen Amalia Shem Tov, Jan Schulz, Anthea Oestreicher und Moreno Schweikle engagieren sich unter der Leitung von Henriette Waal in Zusammenarbeit mit der Brauerei Ketterer.
Auf Einladung von Pastorin Julia Kaiser organsiert eine Projektgruppe, bestehend aus regionalen Theologie-Expert*innen, drei 'Schmutzige Ecke Gottesdienste', mit Podiumsgesprächen, in denen theologische und künstlerische Konzepte aufeinander treffen. Es beteiligen sich Zeno Franchini, ehemaliger Stipendiat (2021) und Head Mentor (2023-24) der dieDAS Design Akademie Saaleck, Designer Basse Stittgen, ehemaliger Stipendiat der dieDAS Design Akademie Saaleck (2020), sowie Künstlerin und Performerin Martina Morger und Architektin Juliane Greb.