Gesundheit und Wohlbefinden werden heutzutage oft durch digitale Hilfs- und Bewertungssysteme ergänzt. Wie kann ein traditioneller Kurort im Nordschwarzwald diesen evolutionären Wandel nutzen, um sich als Ziel für ein Publikum, dass immer mehr an Nachhaltigkeit interessiert ist, neu zu erfinden? Ausgehend von der Ausstellung Ornamenta Transferium 2022 im Stadtmuseum Pforzheim wurden die Teilnehmer von der Bad Wildbader Historikerin Marina Lahmann begleitet, die den Grundlagenvortrag für diese Reise in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Kurortes hielt. Im Pumpenraum des Palais Thermal liegen Thermonties, heiße Steine mit Stromanschluss, die von Pia Matthes entworfen wurden, zur Benutzung bereit. Unter der Führung von Carola Sickinger vom Staatsbad Wildbad erfuhr die Gruppe mehr über das Wildbader Quellwasser und die technischen Hintergründe des Kurbads.
8. Juni 2022 – 8. Juni 2022
Curating the Kurort
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In Bad Wildbad, im Herzen des Schwarzwaldes gelegen, ist die Suche nach Heilmittel eine altbewährte Praxis. Kein Wunder also, dass auf unserer Reise vom Ornamenta Transferium zum Palais Thermal, einem Thermalbad im Nordschwarzwald, eine Diskussion darüber entstand, wie Praktiken rund um Wellness und Wohlbefinden in Gespräche einfließen können, die sich mit der Sorge um unsere Ressourcen und die Umwelt im Allgemeinen befassen. Unter der Leitung der Historikerin Marina Lahmann wurden wir über das Erbe der regionalen Kurorte, wie dem Palais Thermal, als Orte für rituelle Bäder und Heilung sowie als Versammlungsort für den Adel, an dem Prinzen und Prinzessinnen getraut wurden, informiert. Heute steht die Möglichkeit, in den Gewässern der Tradition und des Adels zu baden, einem breiteren Publikum offen, und so fragten wir uns ironisch, wer wohl zum neuen "Kurprinz" gekrönt wird? Es wurde schnell klar, dass die Gegenwart der Ort ist, an dem technologischer Fortschritt und traditionelle Praktiken zusammentreffen, während die Erzählungen über die Vergangenheit sich bald mit Gedanken über die Zukunft beschäftigen. Doch nicht jeder in der Region ist von den Möglichkeiten der Technik angetan, denn viele in der Region sind skeptisch, wie die Anti-5G- und -WiFi-Schilder zeigen, die die Serpentinenstraßen auf dem Weg zu unserem Ziel säumen. Nichtsdestotrotz ist es die Technologie - neu und alt -, die hinter den erholsamen Qualitäten des Palais Thermal steht, das seine Becken täglich flutet und einen konstanten Strom von einer Million Liter heilendem Thermalwasser in das Bad pumpt, das dann durch Sand und Kohle zurück in den Fluss Enz gefiltert wird. Dieses Filtersystem kommt auch dem lokalen Ökosystem zugute, da die lokale Forellenpopulation floriert. Doch die Frage nach der Zukunft des Thermalbads steht noch im Raum, denn wir erfahren, dass das Heilwasser der Region in weniger als einem Jahrhundert versiegen könnte. Unter der Führung von Carola Sickinger stiegen wir tiefer in das Palais hinab und erfuhren mehr über die Thermalquellen und darüber, dass die Kurhäuser im Schwarzwald Orte sind, an denen wir über die Beziehung zwischen Geist, Körper und Natur nachdenken können. Das Palais Thermal verfügt über eine Sammlung von Thermoniten, ergonomisch geformten Steinen aus der Natur, die sich angenehm anfühlen und auf denen man bequem sitzen kann. Diese besonderen Thermonite wurden von der Designerin Pia Matthes überarbeitet und können mit Strom aufgeladen werden, um im Pumpenraum des Palais eine angenehme Wärme abzugeben. Auf der Rückfahrt ließen wir die Ereignisse des Abends noch einmal Revue passieren, als sich im Gespräch mit der Geschäftsführerin der Touristik Bad Wildbad, Stefanie Dickgiesser, die Frage nach der Belebung des Tals stellte, das so viel zur Verjüngung der Kurgäste und Wellnesszentren der Region bietet. Obwohl Bad Wildbad von DINK-Paaren dominiert wird, hat es das Potenzial, zu einem "neuen Gemeinwesen" zu werden, wenn man ihm die Chance dazu gibt. Der Abend ließ uns darüber nachdenken, wie technologische Systeme die Erhaltung der natürlichen Ressourcen und der Energie, die für die Aufrechterhaltung des Wassers erforderlich sind, unterstützen und dazu beitragen können, eine nachhaltige Zukunft zu schaffen, die eine neue Generation von Besuchern in die Region einlädt - die Suche nach einer therapeutischen Verbindung zwischen Körper und Geist und Natur und Technologie geht weiter.